Eine Operation und drei Therapiespritzen später geht der Traum weiter

Marco Wölfli, ehemaliger Profifussballer beim BSC Young Boys
Es war ein Schock… anders kann ich es nicht sagen. Meine Fussballkarriere hing sprichwörtlich am seidenen Faden, besser gesagt, an meiner gerissenen Achillessehne. Und damit verbunden meine Karriere als Profisportler. Alles verschwand von einer Sekunde auf die andere. Eine Operation und drei Therapiespritzen später stand ich wieder bei meiner Mannschaft im Tor.
Der Reihe nach. Ich bin Marco Wölfli, ehemaliger Profifussballer bei den BSC Young Boys und in der Schweizer Nationalmannschaft. Als Torhüter war ich der verlässliche Partner für die Mannschaft hinten im Tor, wenn der Gegner zu Nahe kam. Verletzungen passen da nicht ins Konzept und in die Planung eines Spitzensportlers, für keinen von uns. Und erst noch ein halbes Jahr vor der Weltmeisterschaft 2014 im fussballverrückten Land Brasilien.
Ich erinnere mich genau an jenen Moment. Es war ein Spiel in Thun 2013, tolle Stimmung im Stadion wie immer bei Berner Derbys. Zum Verhängnis wurde mir ein normaler Corner, den ich glücklicherweise mit den Händen abfangen konnte. Die Normalität fand schlagartig ihr Ende. Beim Landen machte ich wohl eine asymmetrische Bewegung und die Achillessehne war gerissen. Einfach so, Verletzungspech würde man sagen.
Da stand ich also, ein halbes Jahr vor der Weltmeisterschaft. Die Weltmeisterschaft verblasste vor meinen Augen, meine Karriere als Profifussballer stand ebenso auf dem Spiel – es gibt schönere Momente für einen Profisportler. Die bange Frage: Kann ich wieder spielen? Wann? Wie?
Um einen Achillessehnenriss zu therapieren, gibt es zwei Optionen, erklärte mir mein Arzt: konservativ oder eine Operation. Als Profifussballer entschied ich mich natürlich für die Operation mit anschliessender Therapie. Denn ich wollte nach meiner Verletzung so schnell wie möglich wieder auf dem Platz stehen. Mit einer Operation war dies erfahrungsgemäss sichergestellt, sofern der Heilungsprozess normal verläuft. Wie immer bleibt nach einer Verletzung ein Restrisiko, gleichgültig, welche Therapieoption man wählt.
Als Spitzensportler geniessen wir hervorragende Betreuung, damit wir rasch wieder unserem Beruf und unserer Leidenschaft nachgehen können. Ein Team von Ärzten und Therapeuten kümmerte sich um mich. Ich danke allen Menschen, die mich unterstützt haben, meiner Familie, Freunden, Teamkollegen und dem medizinischen Team von YB!
Noch keine Bekanntschaft machte ich während meines bisherigen Sportlerlebens mit einer Behandlung mit Eigenblut. Was das bringen sollte, fragte ich meinen Arzt. Etwas Neuem steht man skeptisch gegenüber, gerade, wenn es darum geht, die eigene Sportlerkarriere nicht zu versenken. Ich wollte Fussballspielen und keine Experimente mit meiner gerissenen Achillessehne. Mein Arzt erklärte mir, dass es sich um eine natürliche Therapieform, die so genannte Eigenbluttherapie mit körpereigenen Stoffen handle, die den Heilungsprozessbeschleunigen könne. Soweit so gut, machte eigentlich Sinn für mich. Die Methode sei sicher und könne wirklich eine rasche Besserung herbeiführen, sagte man mir.
Der Entscheid fiel mir leicht, zu verlieren hatte ich ja nichts. Ich entschied mich für die Eigenbluttherapie. Drei mal wurde ich im Abstand von einer Woche behandelt. Der spezialisierte Arzt nahm zuerst Blut ab. Das eigene Blut wurde aufbereitet und zusammen mit einem natürlichen Medikament mit körpereigenen Eigenschaften direkt in den verletzten Bereich des Beines gespritzt. Eine kurze, schmerzlose Angelegenheit.
Daneben stand täglich Physiotherapie, Krafttraining, u.a. an. Ich hatte und habe das Glück, mental stark zu sein. Aufgeben war keine Option. Bereits zwei Wochen nach der letzten Spritze der Eigenbluttherapie ging es besser, ich hatte weniger Schmerzen, „irgendetwas“ war anders. In kleinen Schritten ging es aufwärts, aber es ging aufwärts. Ich hatte das Glück, dass ich diese Art Verletzung nur einmal in meiner Karriere durchleben musste. Der Weg mit dem Achillessehnenriss war mühsam. Aber ich denke, die Eigenbluttherapie auf natürlicher Basis hat ihren Teil dazu beigetragen, dass ich rascher wieder auf dem Platz stehen und meiner Mannschaft als Torhüter Sicherheit geben durfte. Weder in der Zeit als Spitzensportler noch heute habe ich Beschwerden, meine Sprungkraft ist vollumfänglich vorhanden. Der Traum der WM-Teilnahme in Brasilien wurde zwar nicht wahr, meine Karriere beim BSC Young Boys beendete ich erst sieben Jahre nach dieser Verletzung im Jahr 2020. Getreu meinem Lebensmotto „Feuer und Flamme für das, was ich mache“ habe ich einen neuen, spannenden Lebensabschnitt beginnen dürfen.